Und Antwort der Verwaltung

Situation in den Düsseldorfer Kinderkliniken

Sehr geehrter Herr Stieber,
im Namen unserer Fraktion bitten wir Sie, folgende Anfrage auf die
Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am
14. Februar 2023 zu setzen und von der Verwaltung beantworten zu lassen.


Anfrage:


1. Wie war die Auslastung in den letzten 2 Monaten in den Düsseldorfer
Kinderkliniken (bitte um Auflistung nach Intensivstation,
Normalstation und Notfallambulanz)?
2. Wie werden Entbindungen von Risikoschwangerschaften vor diesem
Hintergrund betreut?
3. Wie und in welchem Umfang erfolgt die Kooperation mit
Kinderkrankenhäusern in den angrenzenden Gemeinden?


Begründung:


Bedingt durch die hohen Infektionszahlen mit Influenza, Corona- und RS-Viren
gab es seit Anfang November immer wieder Berichte von überlasteten
Notaufnahmen und Kinderkrankenhäusern. Neben der hohen Zahl an Patienten
und dem allseits bekannten Fachkräftemangel existiert ebenfalls ein hoher
Krankenstand beim Personal in den Kliniken.
Um die Notaufnahmen zu entlasten, ist zum Jahresende von der
Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein eine Online Sprechstunde von
Kinderärzten eingerichtet worden.Seite 2
Allerdings muss die Betreuung von Risikoschwangerschaften ebenfalls
gewährleistet sein.
Eine Kooperation mit den angrenzenden Gemeinden im Sinne der Patientinnen
und Patienten und ihren Familien ist dabei wünschenswert.


Freundliche Grüße
Dr. Christine Rachner und Laura Litzius

Anfrage der FDP-Ratsfraktion
zur Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 14.02.2023
Situation in den Düsseldorfer Kinderkliniken
Frage 1
Wie war die Auslastung in den letzten 2 Monaten in den Düsseldorfer Kinderkliniken
(bitte um Auflistung nach Intensivstation, Normalstation und Notfallambulanz)?
Antwort
Zur Beantwortung der Fragestellungen wurden die Düsseldorfer Kliniken durch das
Gesundheitsamt angeschrieben, um die notwendigen Informationen für die
Beantwortung in Erfahrung zu bringen. Bei den nachfolgenden Antworten handelt es
sich um eine Gesamtdarstellung der Rückmeldungen seitens der Kliniken.
Intensivstation
Die Auslastung der Intensivstationen war in den vergangenen zwei Monaten sehr hoch
und durch verschiedene Ursachen geprägt: Zum einen bestand ein erhöhtes
Patientenaufkommen, das durch die erhöhte Frequenz an überwachungs- und
intensivpflichtigen Patienten im Rahmen der sehr frühzeitigen und ausgeprägten
Infektionswelle (u. a. Virus-Grippe, RS-Virus) bedingt war. Zusätzlich führte der
relevante Mangel an Fachpersonal insbesondere in der Pflege in Verbindung mit
gesetzlichen Regulationsvorgaben zu einer Verringerung der angebotenen
Bettenkapazität. Dies wurde durch einen deutlich erhöhten Krankenstand bei den
Mitarbeitenden verstärkt. Eine zusätzlich relevante Einschränkung der
Versorgungskapazitäten wurde auch durch den fehlenden Abfluss von den
Intensivstationen auf die Normalstationen verursacht.
Normalstation
Die Normalstationen hatten in Bezug auf die stationäre Versorgung die wesentliche
Last des erhöhten Patientenaufkommens im Rahmen der Infektionswelle zu tragen.
Dies sorgte für einen deutlich erhöhten Bedarf an Versorgungskapazitäten. Die
Verschiebung von elektiven Versorgungen konnte hier nur bedingt entlasten.
Notaufnahme
Interdisziplinäre Notaufnahmen sind kontinuierliche Anlaufpunkte für Akut- und
Notfallpatienten jedweder Art. Die Auslastung in den einzelnen Kliniken war
außergewöhnlich hoch, so dass z. T. immer wieder zusätzliches Personal eingesetzt
werden musste. Das gestiegene Patientenaufkommen führte in Spitzenzeiten bisweilen
zu kurzzeitigen Überlastungen der Notfallambulanzen, verbunden mit Verzögerungen
und Wartezeiten. Auch hier verstärkten der Fachkräftemangel und der hohe
Krankenstand des Personals die Problematik.
Durch die gute und bewährte Zusammenarbeit der Kliniken untereinander und mit dem
Rettungsdienst sowie durch den Einsatz des interdisziplinären Versorgungsnachweises
IVENA eHealth war die gesundheitliche Versorgung der Düsseldorfer Bevölkerung zu
jeder Zeit sichergestellt.AGS/001/2023
Beigeordneter Zaum
Frage 2
Wie werden Entbindungen von Risikoschwangerschaften vor diesem Hintergrund
betreut?
Antwort
Die Versorgung von Früh- und Neugeborenen findet in Deutschland in Perinatalzentren
statt. Hierbei wird in vier Stufen der Perinatalversorgung unterteilt:
– Versorgungsstufe I: Perinatalzentrum Level 1,
– Versorgungsstufe II: Perinatalzentrum Level 2,
– Versorgungsstufe III: Perinataler Schwerpunkt,
– Versorgungsstufe IV: Geburtsklinik.

Beigeordneter Zaum
Diejenigen Geburtskliniken, die keine Kinderklinik vorhalten, entbinden routinemäßig
keine Risikoschwangerschaften in der Geburtshilfe, sondern lediglich Notfälle. Eine
Erstversorgung der Neugeborenen wird dann in der Regel durch die Anästhesie
gewährleistet. Zudem wird eine möglicherweise notwendige Verlegung in eine
entsprechende Versorgungseinheit initiiert.
In Kliniken mit angeschlossener Kinderklinik steht auch eine intensivmedizinische
Betreuung zur Verfügung. So findet bei Risikoschwangerschaften, bei denen eine
intensivere Betreuung des Neugeborenen durchgeführt werden muss oder eine
entsprechende Betreuung absehbar ist, ein abgestimmter enger Austausch zwischen
Gynäkologie und Pädiatrie statt, damit diese Kinder zu jedem Zeitpunkt auf der
Intensivstation oder im Überwachungsbereich betreut und überwacht werden können.
In den Geburtskliniken wird versucht, Risikoschwangerschaften zu identifizieren und
so zu steuern, dass eine bestmögliche Versorgung von Anfang an jederzeit
sichergestellt ist. Im Zweifelsfall werden Verlegungen organisiert oder elektive
Entbindungen verschoben. Das gute Netzwerk der Düsseldorfer Perinatalzentren inkl.
der umgebenden Städte trägt wesentlich dazu bei, dass Kinder weiterhin in adäquaten
Versorgungsstufen entbunden werden. Grundsätzlich ist eine große Anzahl
Neugeborener in den Kliniken zu versorgen. Aufgrund der Unplanbarkeit von
Notfallsituationen bedingt dies z. T. große Schwankungen der Patientenaufnahmen
auch bei Nichtrisikoschwangerschaften.
Frage 3
Wie und in welchem Umfang erfolgt die Kooperation mit Kinderkrankenhäusern in den
angrenzenden Gemeinden?
Antwort
Die Düsseldorfer Kliniken kooperieren u. a. mit Krankenhäusern in den umliegenden
Kommunen. Folglich wurden und werden die verschiedenen Häuser wechselseitig in
Anspruch genommen.
Im Bereich der Kinderkliniken wird die Kooperation regelmäßig komplett über die
Pädiatrie gesteuert und über Einzelfallentscheidungen geregelt. Zudem wurden in der
jüngeren Vergangenheit Elektivbehandlungen z. T. abgesagt, um zusätzliche
Kapazitäten zu schaffen bzw. zu sichern. Die konkrete Verlegung von Patienten erfolgt
durch direkten Telefonkontakt mit anderen Kliniken.
Die Kinderkliniken Düsseldorfs und Umgebung haben sich sowohl in der Pandemie als
auch in der letzten Infektionswelle auf Leitungsebene wiederholt ausgetauscht; die
Hilfsbereitschaft untereinander ist sehr ausgeprägt. Jedoch bleibt festzuhalten, dass
sich die Gesamtsituation der Krankenhäuser in den vergangenen Monaten so
verschärft hat, dass die Überlastung nahezu alle Kliniken zeitgleich betraf.
Darüber hinaus stehen das Gesundheitsamt und die Ärztliche Leitung Rettungsdienst
(ÄLRD) in ständigem Austausch nicht nur mit den örtlichen Kliniken, sondern über den
jeweiligen Single Point of Contact (SPoC) auf Ebene der Bezirksregierung Düsseldorf
bzw. des Landes Nordrhein-Westfalen auch mit den ÄLRD dieser Gebietseinheiten.